Chris

… in Bloomington, Indiana                       

15.10.2012

Mal wieder ein Statusupdate von mir! Hier ist in den letzten Wochen natürlich viel passiert. Bis auf ein Seminar, habe ich bereits in allen Kursen meine Midterm-Exams hinter mir. Habe sie gut gerockt! 😉 Ich habe das Gefühl, dass das Arbeitspensum hier viel höher liegt als bei uns, wenn man damit aber schritthält, sind die eigentlichen Prüfungen dann aber eher leichter. Definitiv muss man hier mehr für die Note tun, um das mal selbst zu realisieren liste ich mal die Arbeit der nächsten Wochen auf:

18.10. Mid-Term Exam
08.11. 3 page book summary + 10 page research paper
14.11. Exam
27.11. 10 page paper + 5 page paper

Machen ganze 28 Seiten allein im November und im Dezember warten dann die Finals…
Soviel Arbeit muss natürlich kompensiert werden, also bin ich letztes Wochenende mit einem Freund nach Edinburgh gefahren, dem größten Outlet-Center Indianas. Dort kann man seeeehr gut shoppen und seeehr viel Geld ausgeben, aber ich brauche ja schließlich genug Warmes, because winter is coming…
Es hat sehr gut getan mal aus der Collegetown Bloomington rauszukommen und endlich mal etwas von Indiana zu sehen. Wir sind hier gerade in der besten Jahreszeit – der „Indiana Summer“ im Herbst ist mit seinen bunten Wäldern wirklich wunderschön!
Für Thanksgiving im November wurde ich von einem Freund nach Hause (in der Nähe von Chicago eingeladen). Ich wäre superglücklich wenn das klappt, da ich mir sowieso bald Chicago anschauen wollte und es zu Thanksgiving sicher nichts besseres gibt als dies traditionell mit einer amerikanischen Familie zu feiern!

Ansonsten dominiert so langsam der Alltag. Ich habe mich für den Indianapolis Monumental Half-Marathon angemeldet und bin schon ganz begeistert meinen ersten dann am 03. November zu laufen. Also laufe ich soviel es möglich ist und hoffe eine Zeit unter 01:45 anpeilen zu können.

An diesem Wochenende war ich beim Germanfest in Indianapolis. Lustige Sache, Fotos davon gibt es ja gerade auf Facebook. Dazu beim nächsten mal mehr, heute schließe ich mit 4 Videos die zum einen die Skyline New Yorks und zum anderen Impressionen vom Indiana College Football zeigen. Ich habe mich der Übersicht halber gegen das Einbetten entschieden und verweise deshalb auf den Link hier: 4 Videos von Chris

 


04.09.2012

Liebe Leute,

lange versprochen, endlich gehalten – mein erster Blogeintrag! 🙂
Endlich bequeme ich mich auch mal über meine bisherigen Erfahrungen zu berichten. 2 Monate sind seit meiner Abreise schon ins Land gezogen. Zu Erzählen gibt es demnach jede Menge!

Um das auch für mich alles ein wenig einzuordnen werde ich zu Beginn chronologisch über meine Reise schreiben und euch im Anschluss meinen neuen Studienort Bloomington, Indiana näherbringen.

Am Sonntag, den 15. Juli begann mein zweites großes Auslandsabenteuer nach Vietnam. Verabschiedet von Freunden und Familie nahm ich den Flieger nach Reykjavik, Island, um dort einen kleinen Stop-over-Urlaub vor den USA zu machen. Die 3 Tage waren rückblickend das Beste was ich machen konnte: Ich habe mich sofort in die magisch-schöne Landschaft des Landes verliebt und dank meines airbnb-Hosts viel von der Stadt und den Geysiren, Wasserfällen, Kratern und heißen Quellen gesehen, die Island so zu bieten hat. Hier will ich unbedingt nochmal für längere Zeit zurück! Zudem waren 2 von 3 Tagen schönes Wetter – ein absoluter Topwert!

Von Island ging es weiter nach Boston, das nur Teil meiner Reiseroute wurde, weil es der günstigste Flieger an die Ostküste war. Boston hat mir dann aber richtig gut gefallen. Tolle Stadt, europäisch anmutende Architektur, viele Gebäude in roten Ziegelsteinen – lovely! Vielleicht hab ich aber auch einen kleinen bias in der Bewertung, schließlich bin ich zum ersten Mal in den USA und mich hat sowieso alles begeistert was ich gesehen habe.

In Boston habe ich über Couchsurfing bei einem schwulen Schwarzen gesurft, der seinen History/Education-Master in Harvard gemacht hat und nun für die Organisation „Facing History and Ourselves“ arbeitet, die ähnlichen Stuff wie die bpb macht, nur ohne öffentliche Finanzierung (vielleicht ein interessanter Anlaufpunkt für ein Praktikum nach dem Studium). Mein Host hat mich also mit auf seine Arbeit genommen, ist total belesen, ein cooler Gesprächspartner und er konnte viel Gutes über die Politikwissenschaft in Bloomington sagen. Außerdem hat er 2 kleine Söhne (7&9), die für mich Justin Biebers „Boyfriend“ performt haben und so ziemlich die süßesten schwarzen Kids sind die ich je erlebt habe 😀
In Boston selbst hab ich natürlich die Stadt ausgecheckt, war beim JFK-Museum, war mit meinem Host joggen und hab mir Harvard angeschaut. Das war echt ein ehrwürdiges Gefühl da auf dem Campus zu stehen, sich eine Tour von einem Harvard-Studenten anzuhören, der 60 Minuten davon schwärmt wie cool und geil Harvard doch ist. Mein Host hat da eine skeptischere Position zu, er ist liberal (also das amerikanische links) und unterstützt Obama, auch wenn er etwas enttäuscht von ihm ist. War spannend mit ihm über den kommenden Wahlkampf zu reden.

Mit dem Amtrak-Train ging es dann weiter für eine Woche nach New York City. Über die Stadt muss ich wohl keine großen Worte verlieren, ich hätte keinen Tag weniger dort verbringen wollen! Ich schmeiße nur Wörter in den Raum: Empire State Building, Statue of Liberty, Times Square, Wall Street, Central Park, MoMa, Guggenheim Museum, Metropolitan Museum of Arts, Bronx, Harlem, 9/11 Memorial – you’ll get it!

Zu meinem Glück organisierte die lokale Couchsurfing-Community in der Woche ihren alljährlichen Couchcrash, sodass es Events wie Lasertag (ein Muss als HIMYM-Fan) zu besuchen galt. Besonders cool natürlich wenn man allein reist und sich ab und zu auch über Gesellschaft erfreut.

Nächste Stationen waren Philadelphia und Washington DC. Philly war jetzt nicht so das Highlight, hatte aber mit einem Philly Cheese Steak und einem Rocky-Lauf auf den Treppen des Kunstmuseums auch seine Höhepunkte 😉 Auf DC hab ich mich natürlich schon länger gefreut; als Politikstudent dann vor dem Weißen Haus zu stehen und Obama im Air Force One davonfliegen zu sehen, hat ohne Frage etwas! Außerdem kann ich das US Holocaust Memorial Museum nur empfehlen, die haben dort einen verdammt guten Job gemacht den Holocaust den Besuchern eindrücklich nahezubringen. Ein etwas bedrückendes Gefühl ist es, wenn man dort der einzige ist, der alle Tondokumente ohne Übersetzung versteht…

Auch in den beiden Städten habe ich wieder gecouchsurft und ich kann nur nochmal herausstellen, wie wunderbar ich Couchsurfing finde und wie froh ich bin damals in Kambodscha damit angefangen zu haben. Man trifft Menschen aus den unterschiedlichsten Hintergründen mit komplett diversen Interessen und Meinungen. In Philly war ich bei einer Vietnamesin aus Texas, die im Accounting-Bereich arbeitet und noch nie in Vietnam war. Spannende Unterhaltungen waren da natürlich vorprogrammiert und vietnamesisch gekocht hab ich für sie auch.

In DC ging es also irgendwie vietnamesisch weiter, aber menschlich ganz anders: Mein Host hatte ein Mathe-Degree und arbeitet für die US Air Force. Er ist als einer der Boat People im Vietnamkrieg aus Südvietnam geflüchtet, hat in einem Refugee-Camp gelebt und dann den American Dream in Texas gelebt. Er ist ein relativ hohes Tier, wohnt im wohl militärischsten Bezirk DC’s (Arlington) und ist, soweit er darüber reden durfte, für die ballistischen Berechnungen der Flugsprengkörper verantwortlich mit dem Ziel des präziseren Treffens – relativ harter Tobak für jemanden mit OSI-Background 😉 Aber genau deswegen natürlich auch super spannend, war die erste Person, die ich getroffen habe, die mehrere Jahre „in the Desert“ gearbeitet hat. Auch wenn wir bei Diskussionen über Politik, Soziales und Wirtschaft so ziemlich nie einer Meinung waren (ich würde ihn als Libertarian einstufen – so wenig Government wie möglich in Wirtschaft und Soziales, heißt wiederum aber auch kein Ablehnen der Homo-Ehe), kam ich doch zwischenmenschlich gut mit ihm aus. Auch Militärs sind natürlich ein wichtiger Part in den USA… obwohl ich es erwartet hätte, war ich doch immer wieder baff wie patriotisch und Militär-liebend die Amerikaner sind und die Museen das Narrativ ihrer Geschichte wiedergegeben haben.

Finally zur letzten Station meiner Reise, Baltimore, wo ein alter Schulfreund meines Vaters lebt. Er ist nach dem Abitur ausgewandert, hat eine schwarze Frau geheiratet und ist mittlerweile Bischof des Staates Maryland – eine steile Karriere für einen Bub aus dem Schwarzwald 😉 Städtemäßig ist Baltimore jetzt nicht so der Bringer im Vergleich zu meinen anderen Zielen, meine Bekanntschaften haben sich immer gewundert, was mich denn dahin treibt. Vor einigen Jahren war Baltimore nämlich noch die Stadt der USA mit der höchsten Kriminalitätsrate. Historisch ist es aber bedeutsam, hat sich hier nämlich der Britisch-Amerikanischen-Krieg 1812-1814 (die Amerikaner haben Kanada überfallen um es zu erobern, wurden allerdings von den Briten zurückgeschlagen – was nicht dort nicht so öffentlich kommuniziert wurde) entschieden, aus dem die Zeilen der amerikanischen Nationalhymne hervorgegangen sind – Patriotismus hello hello!
Wolfgang der Bischof, und Margaret seine Frau und Pastorin sind supercool und liberal eingestellt. Ich, gänzlich ohne religiösen Hintergrund, habe da natürlich meine Vorbehalte; aber es war schon beeindruckend mitzuerleben wie wichtig vielen ihr Glauben und der community service im Sinne der christlichen Nächstenliebe ist. Zumal sind beides Lutheraner, die im Vergleich zu den deutlich extremeren Baptisten, auch eher progressive Positionen einnehmen können. Wolfgang unterstützt z.B. auch gay marriage, von dem Thema hört man hier gerade ständig im Radio, weil hier im Staat Maryland bei der US-Wahl auch darüber abgestimmt wird.

Damit endete meine Reise an der Ostküste – eine geile und erlebnisreiche Zeit, die einen tollen Start für meinen Aufenthalt hier markiert hat! Ich habe unglaublich viel gesehen und die unterschiedlichsten Amerikaner kennengelernt. Mit dem Flieger und Shuttle-Bus ging es dann über Indianapolis in die 80.000-Einwohner Stadt Bloomington. Jetzt ist der Reise-Teil abgehakt und es geht an den eigentlichen Kern des Ganzen! 2 Semester political science an der Indiana University in Bloomington liegen vor mir und ich bin voller Vorfreunde und positiver Aufregung.

Ankommen und Wohnen:

Mein Mitbewohner Will ist Amerikaner mit Wurzeln in Singapur und hat mich abgeholt. Er studiert hier im schon 4. Jahr (der Bachelor geht hier vier Jahre) computer science, was unglaublich wertvoll für das Ankommen ist, da er mir die Stadt, Bars und alles weitere zeigen konnte, ich seine Freunde kennengelernt hab – kurzum in den ersten zwei Wochen war er ganz klar mein Ansprechpartner Nummer 1! Wir wohnen beide off-campus in der Nähe von einem Park und zahlen beide 360$ warm. Ein sehr erschwinglicher Preis für Bloomington, besonders im Anbetracht der Lage: Ich fahre mit dem Fahrrad 7-10 Minuten zu meinen Seminaren – ein himmelweiter Unterschied zu der Stunde bis nach Dahlem! Zu Beginn war mein Zimmer komplett unmöbliert, wodurch ich in der ersten Woche neben etlichen Orientierungsveranstaltungen gut damit zu tun hatte alles zusammenzukaufen und irgendwie nach Hause zu bekommen. Trotz dem Stress hat mir das aber großen Spaß gemacht, da das Gefühl einer „eigenen Wohnung“ neu für mich war, da ich ja in Berlin noch im bequemen Elternhaus wohne. Die meisten von euch hatten das Gefühl wahrscheinlich vor 2 Jahren, aber die Freude irgendeinen Scheiß wie ein Mixer oder Toaster für das Eigenheim zu erstehen und ab sofort sein Eigen zu nennen hat schon was 😉

Gegen das Wohnen auf dem Campus habe ich mich hauptsächlich entschieden, weil diese Zimmer teurer und kleiner sind und außerdem eher von Jüngeren bewohnt werden. Als freshman (Studierender im 1. Jahr) ist man nämlich gezwungen auf dem Campus zu wohnen. Hat den Hintergrundgedanken des Ankommens, Einlebens, Community-buildings aber sicherlich auch eine nette Einnahmequelle für die Uni – die 4000$ Studiengebühren für In-State-students und 15.000$ für out-of-state-students reichen wohl für den Bedarf nicht aus, gibt es hier nämlich viel weniger Unterstützung durch die Regierung in Form Steuergeldern…

Über Bloomington/Indiana University:

80.000 Einwohner, davon 40.000 Studenten – ich liebe die Stadt jetzt schon!

Für mich ist es die kleinste Stadt in der ich jemals gelebt habe, aber hier ist die Stadt der Campus. Es ist unglaublich cool mal die Erfahrung einer richtig amerikanischen Collegetown zu machen. Es gibt hier endlose Angebote und Möglichkeiten für Studenten, von 140 Studierendenorganisationen, über Uni-Kino, -Bowlingbahn, – Kunstmuseum, – Opernhaus, – Footballstadium, – Baskettballarena, zwei Sportcenter u.a. mit Pool in Olympiagröße etc. etc. Man weiß schon wofür die Studiengebühren hier verwendet werden. Morgen früh kaufe ich z.B. Tickets für ein Broadway-Musical, das nach Bloomington kommt und am Freitag schaue ich die Ai Wei Wei-Doku im Uni-Kino.

Das Nachtleben ist natürlich auch dementsprechend auf die Zielgruppe ausgerichtet. Es gibt eine Barstraße mit ungefähr 10 Bars und 3 Lokalitäten wo man auch tanzen kann. Ich kenne nach 3 Wochen hier schon bald die täglichen Specials der Bars, soviel dazu, ich bin mir sicher das wird auch in dieser Beziehung ein geiles Jahr 😀
Versorgungstechnisch werde ich mein eigenes Ding machen. Der Food Court im Main Building hier ist wie zu erwarten Kapitalismus pur und besteht aus Sushi-Fastfood, Burger King, Pizza Hut, Starbucks und Konsorten. „Mensen“ wie bei uns gibt es nur in den Residential Apartments on campus, wo ich als Mensch ohne „meal plan“ schon mal 7-8$ für Lunch zahle.

Ähnlich erwartet wie der Patriotismus der Amerikaner, und doch immer noch erstaunt, hat mich hier der Uni-Patriotismus der Studierenden, bzw. der große Stolz an dieser Uni zu studieren und Teil dieser Community zu sein. Tragen bei uns an der FU nur Nerds wie Michael Wingens einen FU-Pullover, trägt hier ungelogen jeder Dritte eine IU-Application! Die örtlichen „IU-Fanshops“ haben eine größere Auswahl als der Fanshop von Hertha BSC, unter anderem gibt es auch IU Opoloy!

Seinen Höhepunkt erreicht dieses Community-Building natürlich in den fraternities und sorrorities (Studentenverbindungen) mit den klangvollen Namen im greek system wie Pi Kappa Phi oder Lambda Chi Alpha. Bloomington hat davon jede Menge, vermutlich überdurchschnittlich viele. Diese sind aber im Gegensatz zu unseren nur bedingt „rechts-konservativ“. Mitglieder in den Verbindungen hier suchen die Community, zahlen Geld und feiern bis zum geht nicht mehr. Ich muss definitiv mal die 3rd Avenue mit meinem Fahrrad langfahren und deren Villen abfotografieren, das ist unglaublich wenn man es nicht selbst sieht. Nun ja, mit denen werde ich sicher nicht viel zu tun haben…

Noch ein Ausschnitt einer „Schwester“ gefällig?

  • I’ve been dating my current boyfriend for nine months! I met him when my sorority paired with his fraternity for their haunted house philanthropy. I was an actor in the haunted house and played „a girl in chains“ chained to a wall. He was the „boy in chains“ beside me.
  • From August 2011 through January 2012, I helped to complete Theta Phi Alpha’s national requirements to reinstate the Zeta Chapter of Theta Phi Alpha.  I am currently (until Bid Night 2013) Co-Pledge Sister Educator. I’m so proud of how far we’ve come. We’re sitting at nearly 120 sisters strong! I’m also involved in a service fraternity called Kappa Kappa Psi.

Kurse:

Im Nachhinein hätte wäre ich gerne zwei Wochen vor Kursbeginn hier gewesen. Der Unibeginn nach einer Woche voller Stress und hat mich erst mal ziemlich erschlagen. Ich mache hier die Mindestanzahl von 4 Kursen (um Fulltime-Student für das Visum zu sein) und werde damit auch laut den Syllabi sehr gut ausgelastet sein. Kurse treffen sich hier 2x die Woche a 75 Minuten, für mich heißt das 1x M/W und 3x T/T. Freitag ist Freitag, so gehört sich das auch bitte als PoWi-Student! 😉

Das Level der Kurse ist hier entgegen unserem System an den Nummern erkennbar; es gibt also 100er, 200er, 300er und 400er Kurse für das jeweilige Studienjahr, man kann jedoch problemlos unterschiedliche wählen. Ich mache den 200er Kurs „Elections 2012“ und drei 300er mit den Titeln „Politics of Genocide“, „US Foreign Policy“ und „Comparative Foreign Policy: Why Nations go to war“. Die vier Kurse decken mein Interesse an Wahlen, violence by states und Außenpolitik ganz gut ab. Der Elections Kurs ist spannend aufgrund seines Inhalts, wir verfolgen wöchentlich die aktuellen Ereignisse des Wahlkampfes, aber ansonsten eher leicht. Die 300er Kurse entsprechen schon mehr meinem Niveau und ich bin happy, dass ich auch dort mit meinem Vorwissen gar nicht so schlecht dastehe und auch mündlich gut teilnehmen kann. Das ist nämlich um einiges wichtiger als bei uns, die Professoren sind hier sehr persönlich, strengen sich wirklich an deinen Namen und Gesicht zu lernen, bestehen darauf, dass du in ihre Office Hours kommst und dich vorstellst und kommen in Diskussionen auch 2 Minuten nach deiner Meldung auf dich zurück (as Chris argued…). Das gefällt mir sehr und stellt eine tolle Lernatmosphäre dar. Meiner Einschätzung nach sind die ersten 2 Jahre hier noch nicht so recht auf unserem Niveau, die US-Studierenden können dort erst mal viel ausprobieren, bzw. müssen es nach dem „Liberal Arts Approach“ der US-Unis auch. Zum Vergleich: Paper in Länge unserer Proseminar-Hausarbeiten schreibt man hier erst im vierten Jahr, wenn man ein „Intensive Writing Course“ wählt.

Der größte Unterschied gegenüber unserem Seminar sind wohl die weekly assignments. Schon in der erste Woche gab es zwei Reading Quizzes zu bearbeiten und einen Test-Bogen, in dem ich in 5 Minuten die key characteristics von „total war“ definieren musste. Das Ziel ist klar: Permanente Überprüfung der Leseaktivität zu Hause – so manchen OSIaner_innen dürfte das sicher nicht so schmecken. Ich komme damit bisher noch ganz gut klar, finde es sogar mal angenehm so „schulisch“ angeleitet zu werden und habe bisher – unfassbar aber wahr – jeden Text gelesen, ein Novum für mich im Vergleich zu Berlin. Zur Einschränkung muss ich aber sagen, dass ich es echt genieße mich mal nur auf das Studium konzentrieren zu können und nicht nebenbei arbeiten zu müssen. Zudem finde ich persönlich meine 4 Kurse superspannend! Respekt macht mir definitiv die Prüfungszeit: Aus 4 Kursen ergeben sich für mich bis zum 14. Dezember 6 Paper (im Schnitt 5-10 Seiten), 4 Midterm- und 4 Final-Exams… da lobe doch einer den OSI-Teilnahmeschein! Auch wenn ich voraussichtlich nur 3-4 der 8 Kurse aus Indiana an der FU einbringen kann, bin ich doch schon allein wegen meines IU Stipendiums motiviert hier überall akzeptable Noten zu erreichen und mich zu beweisen. Dahingehend bin auch seit Unibeginn auch echt gut ausgelastet, kann jetzt aber trotzdem zu meiner beschränkten Freizeit überleiten ->

Freizeit und Sport:

Einen wichtigen Teil der Freizeit hab ich oben bereits erwähnt. Nach einer Woche voller Lesestoff doppelt so viel wie am OSI, sehne nicht nur ich mich, sondern auch halb Bloomington dem Wochenende respektive jeder Menge Alkohol entgegen 😉

Die Menschen mit denen ich hier weggehe sind noch viel aus dem Umfeld von meinem Mitbewohner. Eine „international student bubble“ fühle ich hier gar nicht, der Großteil der 5000 Auslandsstudenten hier an der IU kommen aus China und bleiben extrem unter sich. Diese Schwemme kennt man bei uns nicht, die wohlhabenden chinesischen Eltern schicken ihre Kids an eine amerikanische Uni (90% studieren Finance&Accounting an unserer berühmten Kelley School of Business), die sich dann hier die Bildung abholen aber bitte wieder nach Hause kommen. Einige von denen fahren dann auch gerne mal mit dem BMW durch die Stadt…

Mit meinen Bekanntschaften hier bin ich bisher zufrieden, es könnte aber besser sein. Ganz so leicht ist es dann nicht mit den kurz angebundenen Studis vor und nach einem Kurs ins Gespräch zu kommen. In Berlin fiel mir das natürlich leichter, da ich als Berliner schon einen Freundeskreis vor Ort hatte und vielleicht weniger das Gefühl hatte „darauf angewiesen“ zu sein und einfach unkompliziert Leute kennenzulernen. Hier kommt man nun in eine Umgebung, wo sich in den höheren Kursen viele schon kennen und den Spieß einmal umgedreht: Wie viele internationale Bekanntschaften hat man schon OSI? Tendiert gegen 0, genau.

Als beste Umgebung für neue Freunde hab ich mir also Sport anvisiert, den ich hier eh unglaublich viel machen will, da es sehr viele Angebote über die Studiengebühren gibt. Ich hab mir bereits einen Tennisschläger geholt und werde wohl mal beim Tennisclub vorbeischauen und im Winter wohl wieder Tischtennis in der Halle eine Chance geben. Außerdem nehme ich an einem Indoor-Soccer (Futsal) Turnier teil.

Am wichtigsten ist mir aber mein Laufen hier in Bloomington; vor meiner Abreise habe ich ja mit Nina und Micha den 10km-Lauf in Berlin gemacht und für November habe ich hier den Halbmarathon in Indianapolis anvisiert. Über den IU Run Club hab ich also schon tolle Leute kennengelernt, auch wenn viele das dort ernster nehmen als ich und an den Nationals hier teilnehmen. Deren Warm-Up ist halt fast mein Sprinttempo…

Neben den persönlichen Betätigungen freue ich mich schon unglaublich auf das erste Football-Spiel hier. Karten kosten 5$ und Indiana braucht jede Unterstützung, denn sie sind grottenschlecht im Football 😀 Im Basketball hingegen wird erwartet, dass sie die Meisterschaft holen, weshalb schon längst alle Tickets für die Saison ausverkauft sind.

So, nun ist es mittlerweile 4 Uhr, ich habe morgen 3 Kurse, mein erstes Futsal-Spiel und hier erst mal meine Schuldigkeit getan. Jede/r die/der es bis hierhin geschafft hat, vermisse ich ganz besonders! (:

Chris

Eine Antwort zu Chris

  1. Nina schreibt:

    ❤ ❤ I miss chris ❤ ❤

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